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Neuraltherapie

Was ist Neuraltherapie?

Neuraltherapie entstammt der Schulmedizin und versteht sich als ganzheitliche Regulationstherapie. Ziel der neuraltherapeutischen Behandlung ist es, gestörte Regelsysteme auf verschiedenen physiologischen Ebenen wieder ins Gleichgewicht zu bringen.
Im gesunden Körper finden ununterbrochen und unbemerkt vom Bewusstsein Abstimmungsvorgänge statt, die alle Organe, Muskeln, Nerven, das Bindegewebe und die Haut steuern.
Das körpereigene Regelsystem ist in der Lage kleine und kaum spürbare Funktionsstörungen auszugleichen. Viele kleine Störungen können die körpereigene Selbstregulierung entgleisen lassen und machen sich z.B. als Schmerzen bemerkbar.
Die ganzheitliche Sichtweise der Neuraltherapie geht davon aus, dass beispielsweise schadhafte Zähne, chronische Entzündungen von Nebenhöhlen und Organen wie z.B. Mandeln, sowie Narben als Störfelder oder Herde in Betracht kommen, die in anderen Teilen des Körpers Schmerzen verursachen können.

Wie wirkt Neuraltherapie?

Die Neuraltherapie arbeitet mit örtlich wirksamen Betäubungsmitteln, z.B. mit Lidocain. Die Wirkung beruht dabei nicht auf der direkten betäubenden Wirkung des Mittels, sondern darauf, dass übergeordnete Regelkreise des Körpers beeinflusst werden.
Die vorübergehende Ausschaltung verursachender Faktoren, z. B. von Narben (Herd- Störfeldgeschehen) durch gezielte Injektionen kleiner Mengen des örtlichen Betäubungsmittels schafft die Voraussetzung entgleiste Regelvorgänge zu normalisieren oder zu verbessern.
Spontane Beschwerdefreiheit (Sekundenphänomen nach Huneke) bzw. anhaltende Besserung von Funktionsstörungen und Schmerzen sind in diesem Zusammenhang als Ergebnis der wiederhergestellten oder verbesserten Mechanismen der körpereigenen Regulation zu betrachten.

Art und Umfang der Behandlung

Der ärztliche Neuraltherapeut erstellt eine ausführliche Krankengeschichte. Dazu wird der Patient vorher über die Wichtigkeit seiner Angaben für die Aufnahme der Krankengeschichte informiert. Auch schon vergessene, unscheinbare Vorkommnisse wie z.B. Narben nach langen zurückliegenden Verletzungen, die einen Zusammenhang mit dem aktuellen Geschehen vordergründig nicht erkennen lassen, können von Bedeutung sein.
Durch Abtasten der Haut, Unterhaut und Muskulatur werden Regulationsstörungen erfasst, die wegweisend für den Therapieansatz sind. Zur genauen Abklärung werden auch zusätzliche Untersuchungen wie beispielsweise Röntgenbefunde, Laborbefunde und andere klinische Befunde benötigt.
Zur Injektion selbst werden feine Nadeln verwendet. Der Injektionsschmerz ist verschwindend klein.
Auf die Behandlung sollte eine kurze Ruhepause folgen. Als Reaktion des Körpers auf die neuraltherapeutische Behandlung kann durch die Umstellung des Regulationssystems ein kurzzeitiges Schwindelgefühl auftreten. Die Reaktionsfähigkeit kann nach der Behandlung für ein bis zwei Stunden beeinträchtigt sein.
Auch eine kurzfristige Verschlimmerung der Beschwerden ist manchmal zu beobachten und stellt keinen Grund zur Beunruhigung dar, ist jedoch eine wichtige Information für Ihren behandelnden Arzt und sein weiteres therapeutisches Vorgehen. Eine Aufzeichnung der Befindensänderungen an den Tagen nach der Behandlung sind ein wichtiges Hilfsmittel für den Arzt bei der nächsten Konsultation.
Je nach Beschwerdebild und Ansprechen auf die Behandlung kann eine einzige Behandlung bereits zu anhaltender Beschwerdefreiheit führen, was aber eher die Ausnahme darstellt. In der Regel werden mehrere Behandlungen für einen dauerhaften Behandlungserfolg erforderlich sein.
Bei chronischen Beschwerdebildern wird sich die Therapie nach der Aktualität der Beschwerden richten.

Wann wird Neuraltherapie angewendet?

Sind Organe nur in ihrer Funktion gestört, dann kann die Neuraltherapie zu einer Heilung oder dauernden Beschwerdefreiheit führen.
Sind bereits bleibende Organschäden vorhanden, kann die Neuraltherapie das Maß der Beschwerden lindern oder die Funktion und die Lebensqualität verbessern helfen.

Indikationen

  • Erkrankungen im Hals-Nasen-Ohren Bereich
  • Erkrankungen im Zahn- Kieferbereich
  • Funktionelle Herz- oder Atmungsbeschwerden
  • Magen- und Darmbeschwerden verschiedener Ursache
  • Entzündungen oder Reizzustände der Harnwege
  • Funktionsstörungen oder entzündliche Erkrankungen der Geschlechtsorgane
  • Erkrankungen des Bewegungsapparates
  • Vegetative Funktionsstörungen
  • Schilddrüsenfunktionsstörungen
  • Wundheilungsstörungen, gestört verheilende Narben

Grenzen der Neuraltherapie

Die Grenzen der Neuraltherapie ergeben sich aus den Möglichkeiten und Grenzen der Regenerations- und Regulationsfähigkeit. Erbkrankheiten, psychogene Erkrankungen, Systemerkrankungen, bösartige Tumore und irreversible Schäden, sind durch Neuraltherapie nicht zu beeinflussen. In der Folge dieser Erkrankungen auftretende Störungen können aber oftmals durch Neuraltherapie gebessert werden (Hilfstherapie).

Gegenanzeigen

  • Überempfindlichkeit/Allergie gegenüber dem örtlichen Betäubungsmittel (sehr selten)
  • akute Entzündungen im betreffenden Hautareal
  • Myastenia gravis (selten vorkommende Muskelerkrankung)
  • Blutgerinnungsstörungen oder Antikoagulantientherapie (v.a. bei tieferen Techniken)
  • Herzrhythmus- und Überleitungsstörungen (AV-Block Grad II und III)
  • schwerere Formen von Herzmuskelschwäche

Kosten

Neuraltherapie ist nicht im Leistungskatalog der Krankenkassen enthalten. Bei manchen privaten Krankenversicherungen kann das Honarar für komplementärmedizinische Leistungen zur Rückvergütung eingereicht werden.
Das Honorar für eine neuraltherapeutische Behandlung entspricht in der Regel dem einer Privatordination. Das Honorar für die Erstkonsultation wird dem Zeitaufwand entsprechend in der Regel höher sein als das für nachfolgende Konsultationen.